Dienstag, 24. Januar 2012

24 - Mission Impossible 2

Ich sitze wie auf Nadeln. Pausenlos schaue ich in mein Mailer Programm um zu checken, wie oft und wer meine Mailaussendung schon gelesen hat. Nichts. Keiner meldet sich. Krise zum Quadrat. In meinem Kopf hab ich schon den Plan gehabt, wie es weitergehen soll. Aber wenn ich nicht mal den Wunschkunden finde, ja, nicht mal irgendeinen Kunden finde, wird es verdammt schwierig. 



Da ruft mich auch noch mein Freund "zufällig" an um nachzufragen, wie weit ich mit meiner Million schon bin. "Voll im Zeitplan, alles auf Schiene" kommt es voller Überzeugung aus mir raus. Ich denke dabei irgendwie unwillkürlich an kubanische Zigarren, diesmal wieder an die kleinste Montecristo Zigarre, die Nummer 5. Ist mein Selbstvertrauen schon wieder im Keller???? 

Ich vereinbare mit meinem Freund das erste Treffen nach dem Abschluss der Wette. Ausgemacht war ja, dass ich praktisch monatlich Report erstatte, wie weit es mit meinen Bemühungen, eine Million Euro in sieben Jahren zu erschaffen, steht.

Zeit hab ich noch genug, leider, deshalb gehe ich vor dem Treffen mit meinem Freund noch eine Runde joggen. Ich muss mir dabei überlegen, was ich ihm berichten soll. Ich laufe langsam am Ufer des Baches unserer kleinen Stadt, der genau beim Haus meiner Mutter vorbeiläuft. 

Ich schrecke aus meinen Gedanken auf. Weil ich laufe, ohne die Schönheit der Aulandschaft rund um mich, zu genießen. Ich konzentriere mich auf die Vögel, die Schmetterlinge, auf den Duft des Herbstes. In unserer Geschichte ist es mittlerweile Oktober 2009, aber der Tag ist noch angenehm warm. Lange kann ich mich der Schönheit und dem Reichtum und der Vielfalt der Natur nicht widmen. Bald gleiten meine Gedanken wieder zu meinem Freund und dem Bericht, dem ich ihm versprochen habe.

Ich werde ihm einfach eine kleines Geschichtl erzählen, meinem Freund. Ich meine, es sind ja erst 2 Monate seit Abschluss der Wette vergangen. Die grundlegendsten Dinge habe ich ohnehin erledigt. Dass ich noch keinen Kunden habe und es auf meiner Mailaussendung noch keine Reaktion gibt, brauche ich ihm ja nicht zu sagen. Ich lache in mich hinein und gleich geht´s mir wohler.

Kleine Dinge straft das Universum sofort. Die Gedanken, meinem Freund ein Gschichtl zu erzählen, wurde sofort geahndet. Ich bleibe beim Laufen mit einem Schuh in einer kleinen Schlingpflanze am Bachrand hängen ... ich spüre, dass ich den Kontakt zum Boden verliere ... langsam neigen sich meine 192cm in die Waagerechte ... fast wie in Zeitlupe merke ich, dass es mich da jetzt hinschmeißt ... ich versuche noch meine Hände nach vorne zu bringen ... zu langsam ... und schon lande ich der Länge nach in der Wiese ... die Nase bohrt sich in einen kleinen Erdhügel rein ... zwischen den Zähnen knirscht die Erde ... 

Ich taste mit einer Hand meine Nase ab. Gebrochen scheint nichts zu sein. Aber ich blute aus der Nase. Mit einem Taschentuch versorge ich mich, um dann langsam aufzustehen. Ich werde echt alt, denke ich, so was wäre mir früher nicht passiert. Ich denke an meinen Freund und muss lachen. OK, dann erzähl ich ihm eben wie es wirklich um das Projekt steht. 

Mit Erde verdreckt, blutiges Leiberl, das Taschentuch an die Nase gepresst, gehe ich nach Hause. Kinder, die mich beim nahen Spielplatz sehen, weichen erschrocken zur Seite. Laufen zur Mama und zeigen auf mich. Eine Mama fragt mich, ob sie mir helfen soll. Geht schon, danke. 

Auf mein Universum kann ich mich verlassen. Wenn ich so ein kostenloses Seminar von meinem Universum bekomme, um die Richtung zu erkennen, in die ich mich bewegen muss, tut´s zwar meist ein bisschen weh, aber wirklich verletzten tue ich mich dabei nie. Ich bin seit diesem Vorfall nie mehr gelaufen. Ob es das war, was das Universum wollte? :-)

Als ich nach Hause komme, gehe ich ins Bad, mach mich wieder salonfähig und ziehe mir frische Sachen an. Ich gehe zu meinem Laptop und check routinemäßig meine Mails.

Jemand hat versucht, mich zwecks Terminvereinbarung zu erreichen. Einer der Mailempfänger hatte meine Aussendung mit Interesse gelesen und möchte sich mit mir treffen. Ich pack es nicht! Mich hatte noch nie jemand nach einer Mailaussendung angerufen. Ob das schon mein Wunschkunde ist?

Beim Treffen mit meinem Freund bin ich bei der Wahrheit geblieben. Ich bin im Plan, aber ich kann kein konkretes Ergebnis vorweisen. Im Gegenteil: mein Kontostand schrumpft, weil ich die laufenden Kosten tragen muss ohne entsprechende Einnahmen verbuchen zu können. Er hat mir angeboten, die Wette aufzulösen, falls ich ernsthaft dadurch in berufliche Schwierigkeiten kommen sollte.

Wieder kommt leichte Panik auf bei seinen Worten. Für einen kurzen Moment schließe ich die Augen und stelle mir wieder meine Bühne des Erfolgs vor. Ich schalte alle Spots in schneller Folge ein. OK, geht wieder. Ich schaue meinen Freund an: Das kommt selbstverständlich niemals in Frage. Ich habe gesagt, ich mache das und ich ziehe das auch durch. Ich weiß, dass ich alles schaffen kann, was ich mir vorstelle. Wenn ich jetzt aufhöre, würde ich das mein ganzes Leben lang bedauern... 

Tags darauf treffe ich mich mit dem Interessenten. Ein junger, dynamischer Eigentümer - Unternehmer, wie ich ihn mir erwünscht hatte. Der hat das Klitzern in den Augen. Schon in der Anfangsphase des Gespräches wusste ich, dass diese Firma, dieses Produkt, diese Aufgabe und dieser Eigentümer passen. 

Es geht um den Aufbau des Vertriebes für das ERP - System MS DYNAMICS NAV, früher auch als Navision bekannt. Bisher hatte er als derjenige, der das Geschäft praktisch von Null weg aufgebaut hat, alles selbst erledigt. Aber irgendwann wird es einfach zu viel. Deswegen braucht er Unterstützung. 

In keinem Moment des Gespräches hatte ich das Gefühl, dass an unserer Vereinbarung zur Zusammenarbeit irgendetwas schiefgehen könnte oder noch ein Haken wäre, der eine Zusammenarbeit nicht möglich machen würde. Nichts. Absolut problemlos wurden alle heiklen und weniger heiklen Punkte durchbesprochen. Wir haben uns insgesamt drei Mal getroffen, bis wir die Zusammenarbeit fixiert haben, die Vereinbarung unterschrieben war.  Am 1. November 2009 startete die Zusammenarbeit.
Die Details dieses Gespräches, meines Vertrages für die Zusammenarbeit, die Vorgehensweise, wie wir zu Kunden kommen wollen, usw. lasse ich jetzt aus verständlichen Gründen außen vor. Vielleicht liest ja jemand von der Konkurrenz mit ;-)
Die Zusammenarbeit bisher war extrem erfolgreich. Wir sind zu einem eingespielten Team geworden, das sich blind aufeinander verlassen kann. Wir arbeiten jetzt seit mehr als 2 Jahren zusammen und die Erfolgsquote ist sehr hoch.

Alles, was ich mir erdacht hatte, in Bezug auf Eigentümer - Unternehmer und hinsichtlich meines Wunschkunden ist voll eingetreten. Ich habe viel von dem jungen Burschen, er ist über 20 Jahre jünger als ich, lernen können und ich denke, meine Erfahrung war auch für ihn sehr aufschlussreich. Er ist ein Könner und ich habe mich beim Universum auch artig und nicht nur einmal bedankt, dass wir uns gefunden haben.

So toll und erfolgreich die Zusammenarbeit mit diesem Eigentümer - Unternehmer auch ist, so hat er mir doch auf meinem Weg zur ersten Million auch einen Strich durch eine Rechnung von mir gemacht. Wir beide wollten die Zusammenarbeit noch weiter intensivieren und auf eine noch engere Basis stellen. In diesen Gesprächen, die sich über mehrere Monate gezogen haben, sind wir gescheitert, was mir einen echten Dämpfer verpasst hat. Er und ich wollten das Gleiche, wir haben beide gepokert, bis wir die Gespräche dann endgültig erfolglos abgebrochen haben. Es hat mich in meiner Wette zurückgeworfen. Ich habe dadurch wertvolle Zeit verloren.
OK! Das Universum wird wissen, warum wir in den Gesprächen gescheitert sind. Wahrscheinlich kommt für jeden von uns, für ihn und für mich, noch was Besseres nach, das ich halt heute noch nicht erkennen kann. Das Universum hat auf jeden Fall immer recht.
Nachdem die Zusammenarbeit im Oktober 2009 unter Dach und Fach war, konnte ich im dritten Monat unserer Zusammenarbeit den ersten Minikunden an Land ziehen, im vierten Monat dann gleich zwei Projekte, die den Namen Projekt auch verdienen, abschließen und ab dann ging die Post ab. 

Das Wichtigste im Zusammenhang mit meiner Wette ist aber, dass ich nach einem sehr zeitintensiven ersten Jahr in eine Phase gekommen bin, wo ich mit verhältnismäßig geringem Aufwand weiter sehr erfolgreich Projekte für diese IT - Firma an Land ziehe, aber genug Zeit übrig habe, um die zweite Stufe auf meinem Weg zur ersten Million zu starten. 

So gut die Zusammenarbeit mit diesem Eigentümer - Unternehmer auch klappt, ist die Größe dieses Unternehmens für mein Vorhaben zu klein. Man kann das Wachstum eines kleines Unternehmens, wie es diese IT - Firma ist, nicht überstrapazieren. Wir sind an einer Grenze angelangt, würden wir diese überschreiten, wäre das für das Unternehmen nicht mehr gesund.

Die zweite Stufe wird das nächste Mission Impossible. Weil jetzt brauche ich, nicht mehr und nicht weniger, eine Geldmaschine, mit der ich jene unternehmerischen Investitionen tätigen kann, die nötig sind, um Vermögenswerte aufzubauen, und, und jetzt kommt´s, die mir trotzdem nicht über Gebühr Zeit kostet. Und, zusätzlicher und schwieriger Aspekt: der zeitliche Aufwand muss flexibel einsetzbar sein, da ich mit dem Eigentümer - Unternehmer vereinbart habe, bis 2016 vertrieblich für ihn tätig zu sein. Und ich halte meine Vereinbarungen auch ein.

Aber das wird eine andere Geschichte werden....

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